Der GEW-Vorsitzende machte sich für Lernmittelfreiheit, einen kostenfreien KiTa-Zugang und den Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Platz in einer Kindertageseinrichtung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr stark. Dieser Rechtsanspruch müsse uneingeschränkt auch für Kinder von arbeitslosen Eltern gelten. „Fast alle Lehrerinnen und Lehrer kennen das Problem: Zu Beginn jedes Schulhalbjahres sitzen Kinder aus armen Familien ohne Hefte, Stifte und Taschenrechner im Klassenraum, weil ihren Eltern schlicht das Geld dafür fehlt. Die Regelsätze reichen nicht aus: Deshalb ist es ein erster, wichtiger Schritt im Kampf gegen Kinderarmut, wenn die Bezieher von ALG II und Sozialhilfe künftig zwei mal im Jahr eine zusätzliche Pauschale für den Schulmittelbedarf bekommen", sagte Thöne. „Wenn arme Familien zusätzliche Pauschalen für Schulmittel bekommen, darf ihnen das Geld aber nicht gleich wieder für das Essen in Krippen, Kitas und Schulen, für Schulbücher oder Klassenfahrten aus der Tasche gezogen werden." Kinder aus ALG II-Empfängerfamilien müssten Anspruch auf ein kostenfreies und qualitativ hochwertiges Essen in KiTas und Schulen haben.
Die „drastische Senkung der Zahl der Schulabbrecher" sei zentrale Aufgabe eines zwischen den Bundesländern abgestimmten Konzeptes. Dafür bedürfe es zusätzlicher Mittel um „gefährdete" Jugendliche präventiv individuell zu fördern. Zudem seien spezielle Programme zur Förderung junger Migranten notwendig. „Grundsätzlich brauchen wir die Abkehr von unserem auf knallharte Auslese getrimmten Schulsystems hin zu einem integrativen, das alle Kinder mitnimmt. Wir brauchen ein längeres gemeinsamen Lernen in einer Schule für alle Kinder", unterstrich Thöne.
Er machte deutlich, dass die Überwindung von Kinder- und Bildungsarmut nicht zum Nulltarif zu haben sei. „Neben Umschichtungen bei den Familienleistungen müssen wir bereit sein, erheblich mehr Geld für Bildung und einen Sozialstaat auszugeben, der den Kindern ein Aufwachsen ohne Armut ermöglicht. Einen armen Staat können sich nur die Reichen leisten."
Ulf Rödde