„Teufelskreis Kinder- und Bildungsarmut durchbrechen“ Bildungsgewerkschaft zum

„Kinderreport Deutschland 2007" des Kinderhilfswerks: nationaler Pakt gegen Kinderarmut notwendig

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützt die Anstrengungen des Deutschen Kinderhilfswerks, den Teufelskreis aus Kinder- und Bildungsarmut zu durchbrechen. „Kinder- und Bildungsarmut sind zwei Seiten einer Medaille. Sie wachsen und werden von Generation zu Generation vererbt. Dieser Entwicklung muss durch einschneidende sozial- und familienpolitische Maßnahmen und Veränderungen im Bildungssystem begegnet werden: Wir brauchen einen nationalen Pakt gegen Kinderarmut", sagte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne mit Blick auf den heute vorgestellten „Kinderreport 2007". Um Kinder- und Bildungsarmut effektiv zu bekämpfen, bedürfe es einer abgestimmten Politik zwischen Bund, Ländern und Kommunen. „Wir müssen Armutslöhne verhindern, Bildungsangebote verbessern, Bildungsbarrieren abbauen, Familien von Bildungsausgaben entlasten und Kinder materiell absichern", umriss Thöne das Aufgabengebiet.

Der GEW-Vorsitzende machte sich für Lernmittelfreiheit, einen kostenfreien KiTa-Zugang und den Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Platz in einer Kindertageseinrichtung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr stark. Dieser Rechtsanspruch müsse uneingeschränkt auch für Kinder von arbeitslosen Eltern gelten. „Fast alle Lehrerinnen und Lehrer kennen das Problem: Zu Beginn jedes Schulhalbjahres sitzen Kinder aus armen Familien ohne Hefte, Stifte und Taschenrechner im Klassenraum, weil ihren Eltern schlicht das Geld dafür fehlt. Die Regelsätze reichen nicht aus: Deshalb ist es ein erster, wichtiger Schritt im Kampf gegen Kinderarmut, wenn die Bezieher von ALG II und Sozialhilfe künftig zwei mal im Jahr eine zusätzliche Pauschale für den Schulmittelbedarf bekommen", sagte Thöne. „Wenn arme Familien zusätzliche Pauschalen für Schulmittel bekommen, darf ihnen das Geld aber nicht gleich wieder für das Essen in Krippen, Kitas und Schulen, für Schulbücher oder Klassenfahrten aus der Tasche gezogen werden." Kinder aus ALG II-Empfängerfamilien müssten Anspruch auf ein kostenfreies und qualitativ hochwertiges Essen in KiTas und Schulen haben.

Die „drastische Senkung der Zahl der Schulabbrecher" sei zentrale Aufgabe eines zwischen den Bundesländern abgestimmten Konzeptes. Dafür bedürfe es zusätzlicher Mittel um „gefährdete" Jugendliche präventiv individuell zu fördern. Zudem seien spezielle Programme zur Förderung junger Migranten notwendig. „Grundsätzlich brauchen wir die Abkehr von unserem auf knallharte Auslese getrimmten Schulsystems hin zu einem integrativen, das alle Kinder mitnimmt. Wir brauchen ein längeres gemeinsamen Lernen in einer Schule für alle Kinder", unterstrich Thöne.

Er machte deutlich, dass die Überwindung von Kinder- und Bildungsarmut nicht zum Nulltarif zu haben sei. „Neben Umschichtungen bei den Familienleistungen müssen wir bereit sein, erheblich mehr Geld für Bildung und einen Sozialstaat auszugeben, der den Kindern ein Aufwachsen ohne Armut ermöglicht. Einen armen Staat können sich nur die Reichen leisten."

Ulf Rödde

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